DIE VÄTER HABEN IMMER RECHT
Zwischen 1982 und 1995 traf Bernard Bloch viermal auf Heiner Müller. Es sind
diese vier für ihn grundlegenden Begegnungen, die er in diesem Text neu
erfindet, indem er darin den sichtbaren Helden, Heiner Müller, und den
verborgenen Helden, seinen eigenen Vater, entdeckt.
Heiner Müller teilte mit Blochs Vater neben der Tatsache, dass sie beide als
Deutsche geboren wurden, auch eine unbändige Vorliebe für Zigarren – und für
Ironie. Eine Ironie, die bei seinem Vater wohl noch verzweifelter war, da er
1934 von den Nazis aus Deutschland vertrieben wurde. Aber man sucht sich im
Leben mehrere Väter aus, und was Bloch betrifft, so war Heiner Müller zweifellos
einer von ihnen.
Am Sonntag, den 21. April 2024, wird es eine Doppelvorstellung geben: Um 16 Uhr
wird die französische Version mit Bernard Bloch und um 19 Uhr die deutsche
Version mit Marc Baum gezeigt. Dazwischen, um 17.30 Uhr, kann man ein Konzert
von und mit Pascal Schumacher erleben, das er speziell für diesen Anlass
vorgesehen hat.
Falsche Sonne
31maart 2023
20:00 - 21:30
Théâtre Nationale du Luxembourg, 194 route de Longwy, Luxembourg, Luxembourg 1941, Luxembourg
1€ - 20€
Description
Falsche Sonne
If you build yourself a myth,/you'd know just what to give, singt Victoria Legrand, Teil des Dream-Pop-Duos Beach House, im Song Myth. Es ist ein Versprechen, zugleich eine Warnung und eine Gebrauchsanleitung.
Auch Leben und Werk der britischen Schriftstellerin Anna Kavan folgen den unnachgiebigen Gesetzen des Mythos: 1901 wurde sie als Helen Emily Woods geboren; sie war zweimal unglücklich verheiratet, depressiv, heroinabhängig, rast- und heimatlos unterwegs im kolonialen Burma und auf dem europäischen Kontinent. Bis 1940 veröffentlichte sie ihre Prosa unter bürgerlichem Namen, ab dem Erzählband Asylum Piece erschienen ihre Werke unter dem Pseudonym Anna Kavan, ein Name, den sie Jahre zuvor einer ihrer Romanfiguren gegeben hatte. 1967 wurde sie zur Ikone - mit Ice, einem Roman über das zerstörte Leben, über Landschaften, Psychen und Gesellschaften im Ausnahmezustand des nahenden Endes. Ein Jahr später starb sie in London an Herzversagen. J. G. Ballard sah in ihr eine der rätselhaftesten Autorenfiguren der Moderne.
Wer war Anna Kavan? Das ist die falsche Frage, die einen im Laufe dieser szenischen Lesung auf die richtige Fährte bringen soll. Die verrückte Frau, die kranke, kaputte Künstlerin? Sinnbild der destruktiven westlichen Moderne? Wie nah kann man dieser literarischen Erscheinung kommen?
Anhand von Textausschnitten aus Kavans Romanen, Erzählungen, Essays und Briefen wagen Samuel Hamen, der neue Hausautor am TNL, und die Regisseurin Anne Simon eine Archäologie des schriftstellerischen Mythos, die einen am Ende sicherlich nicht zu der einen lichten Erkenntnis führen wird: So many dreams are crowding upon me now that I can scarcely tell true from false, heißt es in Ice. Dreams like light imprisoned in bright mineral caves; hot, heavy dreams; ice-age dreams; dreams like machines in the head.
Who was Anna Kavan, one of the most mysterious writers of the 20th century? The crazy woman, the sick, broken artist? Emblematic ofdestructive Western modernity? How close can one get to this literary phenomenon? On the basis of text excerpts from her novels, stories, essays and letters this staged reading in English and German ventures an archaeology of a literary myth.
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